Generalversammlung des Frauen- und Müttervereins vom 15. Februar 1975 im Hotel Löwen, Lungern

Jahresbericht 1975/76

Die Generalversammlung steht, wie das ganze Jahr 1975 im Zeichen der Frau. Denn dieses Jahr ist ja das Jahr der Frau. Ist das aber so wichtig? Eigentlich steht jedes Jahr, jeder Tag und jede Stunde im Zeichen der Frau. Denn die Zeiten sind immer so, wie die Frau ihre grosse Aufgabe als Gattin, als Mutter, als Erzieherin und vor allem als verantwortliche Christin gut oder weniger gut erfüllt. Doch wenn schon dieses Jahr zum Jahr der Frau ausgerufen wurde, dann wollen wir als Frauen unsere Aufgaben in diesem Jahr der Frau neu überdenken und restlos gut zu erfüllen suchen. Was uns das Vereinsjahr an Erfreulichem aber auch Unerfreulichen gebracht hat, wollen wir miteinander durchgehen.

In vier Vorstandsitzungen im Pfarrhaus, hatten wir unsere Geschäfte besprochen und so gut wie möglich ausgeführt. Der Weltgebetstag-Gottesdienst war im Februar in der Pfarrkirche in Sarnen, wo schwach besucht war. Erfreulicherweise ergab es ein Opfer im Betrage von Fr. 550. Dieser Betrag dient ausschliesslich der Ausbildung der Frauen in der dritten Welt.

Also Frauen helfen Frauen!

Jeden Monat einmal, gestaltete unser Herr Präses für uns Frauen und Mütter einen besonderen Gottesdienst. Wir durften da immer wieder neue Kraft und Aufmunterung nach Hause in unsere Familien nehmen. Dafür sei Herrn Präses den herzlichsten Dank ausgesprochen.

Leider aber wurden drei Mitglieder unserer Gemeinschaft ins Jenseits abberufen und wir begleiteten unsere Mitschwestern zur letzten Ruhestätte. An Weiterbildung ist im letzten Jahr nicht viel unternommen worden, ausser dem Vortrag, der von unserem Herrn Pfarrer durchgeführt wurde, aber auch dieser liess betreffs Besuche zu wünschen übrig.

In Sarnen, im Berufsschulhaus wurden verschiedene und auch interessante Vorträge für Erwachsenenbildung durchgeführt. Die wir auch bestens empfehlen möchten. Die Kurse werden jeweils im Obwaldner Amtsblatt publiziert.

Auf vielseitigen Wunsch konnten wir im Oktober wieder einen Nähkurs durchführen, unter der Leitung von Frau Kaufmann aus Sarnen. Momentan läuft ein zweiter Kurs. Frau Kaufmann möchte ich für die spontane Bereitschaft bestens danken.

Was auch immer guten Anklang fand, waren die gemütlichen Altersnachmittage, besonders am Schmutzigen Donnerstag bei einem gemütlichen Jass und einem fasnächtlichen Zvieri. Ebenso der Altersausflug im Mai, ins Melchtal, konnte mit grosser Begeisterung und grosser Teilnahme durchgeführt werden. Da es ein Jubiläumsjahr der Garage Gasser (25 Jahre Garage) führten sie die Fahrt kostenlos durch. Herzliche Gratulation und verbindlichen Dank für die Grosszügigkeit wünschen wir ihnen weiterhin viel Glück in ihrem Geschäft.

In Gemeinsamer Arbeit mit der Stiftung der für das Alter, fand im Dezember ein gemütlicher Klausnachmittag statt. Die Beteiligung mit immerhin über 100 Personen, freute uns sehr. Doch die grösste Überraschung für die Anwesenden war bestimmt der Besuch des Samichlauses, und den wohlschmeckenden Leckerbissen. Finanziert wurde dieser Nachmittag aus dem Erlös des Kleiderverkaufes, der im Frühjahr und im Herbst abgehalten wurde. In guter Erinnerung bleibt uns noch der ganztägige Ausflug der Frauen und Mütter nach Maria Bildstein in Benken, der auch immer grossen Anklang fand. Über den Ausflug wird uns jetzt unsere Aktuarin Gritli Gasser noch näheres erzählen.

Erwähnen möchte ich noch, dass unsere Mitarbeit am 1. August für unsere Kasse Fr. 320 eintrug. Den Frauen, die die Zeit opferten am 1. August mitzuhelfen möchte ich im Namen des Vereins bestens danken.

Am Sonntag, 2. Februar feierten wir das Titularfest. Es freute uns sehr 12 neue Mitglieder in unsere Gemeinschaft einzuschliessen. Wir heissen Euch herzlich Willkommen und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit.

Abschied von Pfarrer Paul Kuster, Präses des Frauen- und Müttervereins

Mit dieser GV nimmt unser Herr Präses Pfarrer Paul Kuster Abschied von der Pfarrei und dem Frauen- und Mütterverein.

Ein letztes Mal hat er uns die Ehrenpredigt gehalten. Wir kennen seinen Eifer und möchten ihm an dieser Stelle für alles Gute, was er in den fünf Jahren für die Pfarrei und für den Frauen- und Mütterverein geleistet hat bestens danken. Besonders danke ich ihm auch für das Kanzelwort das er am Titularfest zu uns gesprochen hat. Möge er noch ein paar ruhige Jahre im schönen Bürglen (Uri) erleben, da er sich von all den Mühen der aktiven Seelsorge erholen kann. Wir wünschen ihm an dieser Stelle alles Gute. Diesen Augenblick möchten wir ausnützen um ihm ein kleines Andenken zu überreichen.

Und nun zum Abschluss meines Jahresberichtes noch einige Gedanken. Was unser Jahr prägt, ist das heilige Jahr, als Jahr der Versöhnung. Weniger wichtig ist es, ob man zum hl. Jahr eine Romfahrt unternehmen, sondern dass wir ernst machen mit dieser Idee: VERSÖHNUNG! Es gibt nicht nur in dieser grossen Welt Spannungen. Es gibt nicht nur in den Kriegsländern Unfrieden und Hass. Nein, überall wo Menschen einander begegnen, da gibt es Spannungen und verschiedene Meinungen. Versöhnung will heissen, dass wir den andern Mitmenschen annehmen, achten und ihn zu verstehen suchen. Dass wir trotz Missverstehen immer wieder die Hand zum Verstehen entgegenstrecken und Gräben zudecken mit der Liebe, statt sie mit Eigensinn neu aufzureissen.

Möge das Jahr 1975 auch für unsern Verein ein Jahr des Dankens, ein Jahr der Versöhnung sein, dann ist es ein echtes Jahr der Frauen.

Eure Präsidentin
Vreny Ming-Thöni «Bannwartä»